Pünktlich zum 30-jährigen Jahrestag der Wiedervereinigung berichtet der Zeitzeuge Siegfried Wittenburg über sein Leben in der DDR, die Wendezeit und das große Glück des Mauerfalls. Vortrag am WEG am 5.10.2020

Während der 3. Oktober am Wochenende feierlich in Potsdam begangen wurde, konnten sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 in einem lebendigen Vortrag mit beeindruckenden Fotos über die untergegangene DDR und die friedliche Revolution von 1989 informieren. Wie im letzten Jahr besuchte uns Siegfried Wittenburg aus Langen Brütz bei Rostock und ordnete den 3. Oktober in ein Jahrhundert Zeitgeschichte ein. 

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Er erinnerte zunächst an den 9. November als Schicksalstag der Deutschen. Auf die doppelte Ausrufung der Republik nach dem ersten Weltkrieg 1918 folgte 1938 die Reichspogromnacht mit den verheerenden Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger*innen. Am Ende des 20. Jahrhunderts folgte dann 1989 als weltpolitische Sensation der Mauerfall, der den Weg zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ebnete. International spiele der 9. November 2016 mit dem Wahlsieg Trumps allerdings ebenfalls eine große Rolle, denn dies sei der Beginn einer Zeitenwende gewesen.

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Mit Nachdruck betonte Herr Wittenburg, dass die Europäische Union ein Friedensprojekt sei und junge Menschen heute in Deutschland in Freiheit und Demokratie aufwüchsen. Dass dies auf der Welt keine Selbstverständlichkeit ist, belegte er mit den Hinweisen auf Belarus und Hongkong. Die DDR war bei ihrer Gründung 1949 als Utopie eines besseren Deutschlands konzipiert worden. Allein am Beispiel von Kindern und Jugendlichen machte unser Zeitzeuge aber deutlich, wie schnell diese Utopie scheiterte. Wenn der Beruf der Eltern darüber entscheidet, ob ein junger Erwachsener studieren darf oder nicht, wenn Jugendliche aus einer christlichen Familie massiv benachteiligt werden, wenn der Traum von Reisefreiheit an der Mauer platzt, dann führt das unweigerlich in den Widerstand. 

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Neben dem, was für den Einzelnen in der DDR das private Glück darstellte, dokumentierte Herr Wittenburg mit Fotos den Untergang der DDR: marode Städte, Wohnungsnot, Tausende von gescheiterten Fluchtversuchen, Engpässe bei Konsumgütern, systematische Überwachung durch die Stasi. Die Kirchen boten als einzige einen Raum, im dem vor allem Jugendliche begannen sich aufzulehnen. Hier stellte der 9. Oktober 1989 in Leipzig, wo 70.000 Menschen friedlich in den Abendstunden allein mit Kerzen eine hochgerüstete Staatsmacht in die Knie zwangen, einen Kipppunkt in der Geschichte der DDR dar. 

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Siegfried Wittenburg erinnerte an die Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vom Wochenende „Wir haben noch nie ein so gutes Deutschland gehabt wie jetzt.“ Allerdings habe er die Befürchtung, dass die Menschen das nicht mehr zu schätzen wüssten, mahnte er. Die nachfolgende Fragerunde gestaltete sich als äußerst lebhaft. Für unseren Zeitzeugen war dies eine sehr gelungene Begegnung und er lobte abschließend unsere interessierte und informierte Schülerschaft.

Der Zeitzeuge Siegfried Wittenburg berichtet über sein Leben in der DDR, die Wendezeit und das große Glück des Mauerfalls. Vortrag am WEG am 24.09.2019.

Aus Anlass des 30-jährigen Jahrestages des Mauerfalls am 9. November wurden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 beeindruckende Fotos der untergegangenen DDR und der friedlichen Revolution von 1989 präsentiert. In Rostock geboren stellte die Ostsee für Siegfried Wittenburg kein „offenes Meer“, sondern einen „Grenzraum“ dar, der in dem Jugendlichen ständig die Sehnsucht nach Freiheit weckte. Er berichtete, dass von ca. 6.000 über die Ostsee Geflüchteten nur ein Sechstel Dänemark tatsächlich erreichte. Fluchträume stellten folglich westliche Musik der Rolling Stones oder von Led Zeppelin dar, die heimlich aus dem Radio aufgenommen wurde. Die Chance staatlicher Propaganda zu entgehen, bot eine auf dem Dach des Elternhauses montierte Antenne, die Richtung Schleswig-Holstein ausgerichtet war und somit den NDR empfangen konnte.

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Ein Klassenfoto aus der Grundschulzeit zeigt Siegfried Wittenburg als einen der wenigen Schüler ohne Pionieruniform. Er führt dies auf die religiöse Einstellung seines Elternhauses zurück, was aber automatisch dazu führte, dass die Familie ins Visier der Stasi geriet. Aus seiner umfangreichen Stasi-Akte präsentierte der Zeitzeuge immer wieder Auszüge der Aussagen von insgesamt zehn verschiedenen IMs, was den Wahnsinn des SED-Regimes zeigt. 

Die Nationale Volksarmee (NVA) stellt seiner Meinung nach die dunkelste Seite der DDR dar. Bei der Panzerbrigade in Rostock war er ständiger Propaganda und Ideologisierung ausgesetzt. Auch während dieser Zeit wurde er bespitzelt, indem seine Briefe geöffnet wurden und diese ebenfalls Eingang in die Stasi-Akten fanden.

Als Autodidakt kam Siegfried Wittenburg zur Fotografie, gründete mit Freunden einen Fotoclub und dokumentierte fortan das Leben in der DDR in Schwarz-Weiß. Dass diese Dokumente von düsteren Plattenbausiedlungen, Umweltverschmutzung, allgemeinen Zerfallserscheinungen, aber auch ästhetisch äußerst ambitionierten Aufnahmen ihm ein Leben auf der Kippe bescherten, führte allen seine Widerständigkeit vor Augen, zeigte aber auch, wie man sich in diesem System behaupten konnte.

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Siegfried Wittenburg möchte erinnern, ist dabei aber keinesfalls nur rückwärtsgewandt. Er führte den Schülerinnen und Schülern moderne digitale Überwachungsmethoden US-amerikanischer Großkonzerne vor Augen und appellierte daran, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Begeistert ist er heute von der „Fridays-for-Future“-Bewegung. Abschließend wünschte er seinen jungen Zuhörern Tapferkeit, Glück und Mut zur Veränderung.

Der Verein der Freunde des WEG unter ihrem Vorsitzenden Helmut Mayer ermöglichte die Veranstaltung. Der Zeitzeuge Siegfried Wittenburg wiederum bedankte sich mit seinem Buch über die friedliche, freiheitliche und demokratische Revolution in Rostock von 1989, das fortan in der Bibliothek des WEG zur Ausleihe steht.

Leistungskurs 12 Geschichte des WEG besuchte die Ausstellung „Dem Frieden entgegen – Kaiserslautern nach dem 1. Weltkrieg“

Am 14. Dezember besuchte der Leistungskurs Geschichte der Klasse 12 des Wilhelm-Erb-Gymnasiums aus Anlass des Endes des 1. Weltkrieges vor einem Jahrhundert die interessante Ausstellung im Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern. Der wissenschaftliche Leiter des Museums, Dr. Bernd Klesmann, vermittelte den Schülerinnen und Schülern in einer aufschlussreichen Führung einen Einblick in das erste Jahrzehnt nach dem Ende des Krieges.

Die Ausstellung zeigt viele interessante und seltene Exponate, zum Teil aus Privatbesitz, wie zum Beispiel Feldpostbriefe, Reservistenkrüge, originale Fotos, Lebensmittelmarken sowie Inflationsgeld.

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Besonders beeindruckend war eine sehr einfache Armprothese, die einem Landwirt nach dem Verlust seines rechten Armes im Krieg immerhin noch eine jahrelange Tätigkeit in seinem Betrieb ermöglichte. Anhand solcher Exponate wurde das Grauen dieses ersten industrialisierten Feldzuges mit seinen Materialschlachten und unvorstellbaren Menschenopfern eindrücklich verdeutlicht.

Auch auf die Veränderungen des Kaiserslauterner Stadtbildes wurde durch ein Modell der für französische Besatzungsoffiziere errichteten Wohnanlage, die heute noch existiert, hingewiesen.

Die Exkursion war eine hilfreiche Ergänzung zur Unterrichtsreihe „Erster Weltkrieg und Weimarer Republik“, zumal sie den regionalen Bezug dieses weltgeschichtlichen Themas herausstellte..

Leistungskurs 12 Geschichte des WEG auf den Spuren eines großen Trierers

Am 9. August 2018 besuchte der Leistungskurs Geschichte der Klasse 12 des Wilhelm-Erb-Gymnasiums die große Karl-Marx-Ausstellung in Trier, die anlässlich seines 200. Geburtstages gezeigt wird. Bei einer interessanten Führung verfolgten die Schülerinnen und Schüler Marx‘ Werdegang von seinen beruflichen Anfängen als Journalist, seiner Zeit als Revolutionär bis hin zur Entstehung seines Lebenswerks „Das Kapital“ und seiner Rolle in der Arbeiterbewegung.

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Die Ausstellung zeigt viele interessante und seltene Exponate, wie zum Beispiel das einzige überlieferte Skizzenblatt zum „Kommunistischen Manifest“ in Marx‘ kaum leserlicher Handschrift und mit den Anmerkungen seiner Frau Jenny.

Die Exkursion war eine hilfreiche Ergänzung zur Unterrichtsreihe „Industrielle Revolution und soziale Frage“.

Der abschließende Spaziergang führte uns durch die Fußgängerzone Triers zur Porta Nigra und der neu errichteten Statue von Karl Marx, einem Geschenk der Volksrepublik China.

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Dankbar waren wir für die finanzielle Unterstützung durch den Verein der Freunde des WEG, vertreten durch den 1. Vorsitzenden Herrn Helmut Mayer.

Die Raugrafen
WEG-Schüler "schreiben" Regionalgeschichte

Spurensuche - Die Raugrafen in der Nordpfalz - So lautet der Titel eines 1998 erschienenen Buches über das mittelalterliche Adelsgeschlecht der Raugrafen. In sechs jeweils mehrseitigen Beiträgen geben Sascha Müller, Tatiana Bernhardt, Christoph Döring, Thomas Wiegand, Claudine Graf und Marc-Oliver Gerke aus der 13. Jahrgangsstufe 1997/98 Einblicke in das Leben des Mittelalters und die Welt der Raugrafen. Unterstützt wurde die Arbeitsgruppe von Margrit Diergarten, Silke Maurer (WEG-Abitur 1985) und unserem Schulleiter Dr. Klaus Kremb, der auch alle wesentlichen "Fäden spann".

Das Buch dreht sich um knapp einhundert Urkunden aus dem Zeitraum von 1277 bis 1677, die die Sparkasse Donnersberg 1996 in Paris für das Landesarchiv Speyer erwarb. Um diese Urkunden herum versuchen die Autoren die weitgehend vergessene Geschichte des Mittelalters, die zudem noch stark romantisiert und mit Vorurteilen belegt ist, und das Schalten und Walten der Raugrafen in der Nordpfalz zu entwirren und die Leser mit interessanten Geschichten zu faszinieren.

Im Eingangsbeitrag "Auf den Spuren der Raugrafen - Ein fast vergessenes Adelshaus" erzählt Sascha Müller von der einstigen Ausdehnung des raugräflichen Herrschaftsgebietes um die Stammburgen Altenbaumburg, Neuenbaumburg und Burg Stolzenberg, vom Aufstieg der Raugrafen im 12. und 13, Jahrhundert und von ihrem Fall Mitte des 15. Jahrhunderts.

In "Was heißt Mittelalter? - Einblick in eine ferne Zeit" von Tatiana Bernhardt dreht sich alles um das Verhältnis des mittelalterlichen Menschen zu Gott, zur Kirche und zur Religion. Es entsteht das Bild einer Gesellschaft, die viel stärker aufs "Jenseits" orientiert war als der "moderne" Mensch des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Christoph Dörings "Mit Brief und Siegel - Die Beschaffenheit mittelalterlicher Urkunden" zeichnet in anschaulicher Weise die Entwicklung des Beschreibmaterials (Pergament), der Schrift und der Siegelkunst des Mittelalters nach. Auch das mittelalterliche Wappenwesen wird in den Grundzügen erklärt.

Der Beitrag "Von Gottes Gnaden - Über mittelalterliches Rechtsgebaren" von Thomas Wiegand veranschaulicht die Entwicklung des Urkundenwesens und den Einfluss sowohl der germanischen als auch der römischen Rechtstradition auf das Rechtsgebaren im Mittelalter. An einer Kaiserurkunde Ludwigs des Bayern aus dem Jahre 1330 wird der Aufbau einer mittelalterlichen Urkunde exemplarisch dargestellt.

Das Kapitel "Leben im Mittelalter - Urkunden als Zeitzeugen" von Claudine Graf berichtet über das Leben auf den Burgen, das Lehenssystem des Mittelalters, Ehe und Familie und viele weitere alltägliche Erscheinungen der damaligen Zeit.

Im letzten Beitrag "Niedergang oder Wiederaufstieg - Die Raugrafen im Nachmittelalter" verfolgt Marc-Oliver Gerke die Spuren der Raugrafen nach ihrem "pfälzischen Ausverkauf" ins Luxemburgische, wo sich Ableger des Adelsgeschlechts bis ins 19. Jahrhundert finden.

Die Inhaltsangaben der knapp einhundert Urkunden im Anhang runden dieses 120 Seiten starke, durchgehend vierfarbig gedruckte und mit vielen Bildern (darunter zahlreiche Fotos von Götz Diergarten, WEG-Abitur 1992) und Zeichnungen reich illustrierte Buch ab. Erhältlich ist der Band bei der Sparkasse Donnersberg.Vergangenheit erlebbar machen: Dieses Ziel des Geschichtsunterrichts bleibt in der Schulpraxis jedoch all zu oft unverwirklicht. Dabei bietet die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit so viele Möglichkeiten. Ein Beispiel dafür ist die Unterrichtsreihe "Deutsche Revolution" in der Klasse 11a (1997/98) des WEG. Denn das Unterrichtsziel unseres Geschichtslehrers Dr. Kremb war es, im Auftrag der Stadt Kirchheimbolanden ein Konzept für einen "Freischarenweg Kirchheimbolanden" zu erarbeiten. Konkret: In 15 Stationen sollte ein thematischer Stadtrundgang durch Kirchheimbolanden an Hand von "Personen und Ereignissen der Pfälzischen Revolution von 1848/49" entwickelt werden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Jede der 15 Tafeln beginnt mit einem durchlaufenden Leitgedanken, der die historische Rahmenproblematik entfaltet: "1848/49 stand Deutschland an einem historischen Scheideweg. Die Alternative lautete: Fortbestehen des monarchischen Obrigkeitsstaates oder Einführung demokratischer Strukturen. Eine folgenreiche Entscheidung für die Pfalz fiel am 14. Juni 1849 in Kirchheimbolanden."

Vergegenwärtigen wir uns den Zeitkontext: Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft (1815) sucht Europa eine neue politische Struktur. Die Repräsentanten der europäischen Staaten greifen jedoch zu Vergangenem. Sie restaurieren eine sterbende Ordnung: den Obrigkeitsstaat. Gleichzeitig unterdrücken sie die demokratischen Kräfte in Europa. Die liberalen Kräfte verwirklichen sich in revolutionären Strömungen.

In der sogenannten "Dritten Französischen Revolution" wird dann im Februar 1848 König Louis Philippe gestürzt: Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf Deutschland: Das freiheitlich gesinnte "liberale" Bürgertum sucht politische Entfaltung: Die Monarchen müssen um ihre Herrschaft fürchten. Um einer möglichen Revolution vorzubeugen, machen sie den Demokraten Zugeständnisse: Liberal orientierte Beamte, freie Wahlen für ein gesamtdeutsches Parlament, welches eine demokratische Verfassung für einen deutschen Nationalstaat ausarbeiten soll. Am 18. Mai 1848 versammelt sich dieses Parlament in der Frankfurter Paulskirche, zehn Monate später wird eine Verfassung vorgelegt. Hauptinhalte sind: Grundrechte, Volkssouveränität und Gewaltenteilung als Pfeiler einer konstitutionellen Monarchie. Doch besonders die Königreiche Preußen und Bayern lehnen diese Vorschläge entschieden ab. Dies führt u.a. in der Pfalz zu politischen Spannungen, die sich in der "Pfälzischen Revolution" entladen.

Die Pfalz gehört seit 1816 zum Königreich Bayern. Im Mai 1849 wird in Kaiserslautern eine provisorische Regierung gebildet, die sich zur Verfassung der Paulskirche bekennt und die politische Loslösung der Pfalz von Bayern proklamiert. Der bayrische Monarch bittet daraufhin den preußischen König um militärische Hilfe. So kommt es am 14. Juni 1849 in Kirchheimbolanden zu einem Gefecht preußischer Truppen gegen rheinhessische Freischärler. Kommandiert werden die preußischen Truppen von Prinz Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I, der 1849 die "Einheit und Freiheit von unten" bekämpft, 1871 dann aber im Zuge der Reichsgründung die "Einheit von oben" vollzieht.

An diesem Tag bestimmen in Kirchheimbolanden Barrikaden rings um den Schlossgarten das Bild (Tafel 3). Beim Anmarsch der Preußen fliehen jedoch die allermeisten der rund 2.000 Freischärler, die sich in Kirchheimbolanden befinden. Trotzdem gibt es in einem Gefecht 17 Tote - allesamt Freischärler (Tafel 4). Die Toten werden kurze Zeit später auf dem Friedhof bestattet. Allerdings wird die Aufstellung eines Grabsteines lange versagt. Erst 1866 (nach dem für Preußen erfolgreichen Krieg gegen Österreich) ist dies möglich (Tafel 6).

Die wichtigste Voraussetzung für den Ausbruch der Revolution ist eine bis zu diesem Zeitpunkt schwer vorstellbare politische "Mobilisierung" der Bevölkerung. Eine Bürgerversammlung am 5. April 1848 in der Prot. Peterskirche (Tafel 12), in der Forderungen nach Demokratie und Mitbestimmung geäußert werden, und die Gründung des Kirchheimer Bürgervereins (Tafel 15) belegen dies. In insgesamt 17 Sitzungen wurde unter Vorsitz von Dr. Friedrich Glaser debattiert. Glaser (Tafel 9) war neben Carl Theodor und Carl Adolf Ritter (Tafel 8), Ludwig und Mathilde Hitzfeld (Tafel 14) sowie den beiden Freischarenführern Ludwig Bamberger und Franz Zitz (Tafel 2) einer der aktivsten Verfechter demokratischer Ideen in Kirchheimbolanden.

Für eine Revolution müssen jedoch neben politischen und personellen auch materielle Voraussetzungen existieren: Die Messerschmiede Marx produzierte Waffen (Tafel 11), die Druckerei Thieme war es, die mit dem "Kirchheimer Wochenblatt" revolutionäre Ideen verbreitete (Tafel 7).

Das 1872 errichtete Denkmal der "Trauernden Germania" auf dem Friedhof (Tafel 5) und der Platz am Grauen Turm (Tafel 10) schließlich regen zur Auseinandersetzung mit der Revolutionsrezeption an, d.h. mit der Frage, wie Zeitgenossen und spätere Generationen auf die Geschehnisse vom 14. Juni 1849 reagierten.

Dr. Klaus Kremb

 

 

 

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